Diesmal haben wir aus Zeitgründen die Interstate nach Plymouth genommen, das Wetter ist nicht ganz so toll (bedeckt und etwas windig) wie gestern. Plimoth Plantation ist auch nicht so gut angeschrieben wie erwartet, nach einer Ehrenrunde durch Plymouth (vom Eindruck eher ein verschlafenes Nest) haben wir’s aber dann doch gefunden.
Wir sind fast die ersten hier, dank des Jet Lags macht uns das früh aufstehen noch nichts und wir sind knapp nach neun Uhr dort. Nach dem in den amerikanischen Museen oft üblichen „Introduction Video/Film“ werden wir auf eigene Faust ins Museumsdorf entlassen.
Plimoth Plantation
Hier ist auch noch nicht allzu viel los, die Häuser sind nett eingerichtet und Schausteller in Kostümen aus der damaligen Zeit sind wenige zu sehen. Muss schon ein ganz anderes Leben gewesen sein, denn wenn man aus dem Bett stieg, hatte man den kalten Lehmboden unter den Füßen.
Zwei Frauen schuppen einen Fisch, Hühner laufen frei herum und in den Gemüsegärten der Häuser wachsen etliche mir unbekannte Pflanzen. Vor dreihundert Jahren sah ein Gemüsegarten ganz sicher anders aus als unsere heutigen!
Im Indianer-Dorf sieht man nur ein paar „Häuser“ der Marke Unterstand, nichts besonders aufregendes. Die Indianer sind auch nicht sehr gesprächig, ich habe mich hier fast unerwünscht gefühlt. Daher haben wir uns im Indianerdorf nicht recht lange aufgehalten und sind weiter gegangen in Richtung Plimoth Plantation.
Hier kann man in die Häuser schauen, sie sind mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und bieten einen guten Überblick wie damals gelebt wurde. Recht einfach und zweckmäßig war hier alles.
Hier ist mir aufgefallen, dass fast alle Altersstufen an Schauspielern hier vertreten sind (Gibt’s denn keine Schulpflicht? Oder werden die Kinder die hier im Museum kostümiert herumlaufen von den Eltern unterrichtet?).
Wir besuchen noch den Gift Shop und die Nye Barn – in beiden Locations ist jedoch nicht viel los und es findet sich auch kein Kühlschrankmagnet als Reisesouvenir der uns gefällt. Also treten wir den Rückweg zum Auto an, der Parkplatz ist immer noch recht spärlich gefüllt, und fahren hinunter ans Meer zur Mayflower II.
Mayflower II
Die Mayflower II stellt sich als winzige Nussschale heraus, kaum zu glauben, dass da mal über 120 Leute länger zusammen gelebt haben. Was mich wundert, ist auch, dass die Überfahrt im Winter gemacht wurde – somit hätte eigentlich klar sein müssen, dass die Hütten nicht gleich gebaut werden können und somit länger am Schiff gehaust werden muss. Dass der Winter hier recht streng sein kann war ja schon von früheren Expeditionen bekannt.
Ende Dezember 1620 wurden die ersten Gebäude von Plimoth Plantation erbaut, gut zwei Monate nachdem das erste Land gesichtet wurde und vier Monate nach Beginn der Reise.
Das heute hier vor Anker liegende Schiff ist auch nicht das Original, sondern ein Nachbau aus dem Jahr 1957. Die gleiche Strecke von England nach Plymouth hat sie aber trotzdem zurückgelegt, sie hat sogar noch eine kleine Ehrenrunde bis nach New York gedreht. Die „echte“ Mayflower legte im April 1621 von Plimoth ab und segelte zurück nach Europa. Drei Jahre später war sie so heruntergekommen, dass sie abgewrackt wurde. Damals hielt man noch nichts davon, Dinge für die Nachwelt zu konservieren.
Ein netter älterer Herr erzählt uns einiges über das Schiff und die ersten dauerhaften Siedler, er ist einer der Freiwilligen die hier im Museum arbeiten. Hier merken wir auch die typisch amerikanische Eigenschaft alles und jeden anzuquatschen und ein wenig ungezwungen miteinander zu plaudern. Noch etwas gewöhnungsbedürftig für uns.
Nach der Besichtigung des Schiffs sehen wir uns noch die kleine Ausstellung am Pier an bevor uns dann das kalte Wetter und der Hunger in eines der Lokale in der Nähe treiben.
Das Mittagessen nehmen wir in einem der Seafood Restaurants am Hafen ein, von meinem Fensterplatz kann ich mehr als 40 amerikanische Flaggen zählen. Soviel zum Patriotismus der Amerikaner. Bei uns wird man ja mancherorts schief angeschaut wenn man die österreichische Fahne am Nationalfeiertag an’s Einfamilienhaus hängt.
Salem, Massachusetts
Gestärkt mit Fried Irgendwas-aus-dem-Meer setzen wir uns also wieder ins Auto und fahren ins nördlich von Boston gelegene Salem weiter. Hier haben ja 1692 die berüchtigten Hexenprozesse stattgefunden, die erst ein Ende fanden als die Frau des Bürgermeisters der Hexerei verdächtigt wurde. (Vitamin B hat also auch damals schon geholfen.) So kam Salem auch zum Beinamen „The Witch City“.
Das Auto haben wir in einem Parkhaus abgestellt – der Schilderwald war für uns etwas undurchsichtig und wir wollten nicht in die Lage eines abgeschleppten Mietautos oder eines Strafzettels kommen.
Wir machen einen kurzen Spaziergang durch den Ort, aber da uns nichts offensichtlich „anspringt“ was sehenswert sein könnte. Das Wetter wurde auch zunehmend regnerischer und unser Reiseführer war hier auch etwas kurz angebunden. Deshalb beschließen wir den Rückweg zum Hotel anzutreten und am Weg dorthin noch in einer Shopping Mall vorbei zu schauen. Salem dürfte wahrscheinlich erst zu Halloween bei den Haunted Happenings zum Leben erwachen. Das Hexenmuseum haben wir nicht besucht, es hatte leider schon geschlossen.
Am Heimweg zum Hotel haben wir uns bei Subway wieder unser Abendessen besorgt – wir wollten in den drei Wochen so viele verschiedene Fast-Food Ketten ausprobieren wie nur möglich.
Martin telefoniert im Hotel noch kurz mit Brigitte, einer Fluglehrerin, wegen dem für morgen geplanten Rundflug und schaut sich Wettervorhersage und Flugzonen über Massachusetts noch einmal an.